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Nakašidze, Nikolaj (Niko)
Nikolaj (Niko) Nakašidze (georg. ნიკო ნაკაშიძე, 1899-1966), in deutscher Schreibweise Nikolaus/Niko (Fürst) Nakaschidse – georgischer Journalist, Exil-Politiker und Mitglied der Waffen-SS. Führendes Mitglied der georgischen Kolonie.
Leben
Am 12. August 1899 als Sohn des Fürsten Grigorij (Grigol) Nakašidze in Martvili (Georgien) geboren.1) 1915-17 Mitglied einer von ihm mitgegründeten nationalistischen georgischen Jugendorganisation, ab 1917 Mitglied der Nationaldemokratischen Partei Georgiens. 1917 Abitur in Kutais, Besuch der Kadettenschule in Petrograd und Militärdienst im Dragoner-Ersatz-Regiment der Kaukasischen Kavalleriedivision in Armavir. 1918-1921 Offizier im 1. Kavallerieregiment der georgischen Armee, zuletzt im Range eines Rittmeisters, ausgezeichnet mit dem St. Georgskreuz IV. Klasse. 1922 als Mitglied des militärischen Widerstands gegen die Bolschewiki in Georgien von der Tscheka verhaftet und ausgewiesen. Seitdem in Deutschland. 1923/24 und 1933/34 Studium an der Juristischen Fakultät der Berliner Universität. Dazwischen Arbeit in verschiedenen Berufen, u.a. als Fabrikarbeiter, Chauffeur, Kontrolleur in einer Gastwirtschaft und Journalist. Nach Studienabschluss 1934-36 Schriftleiter der georgischen Zeitung Klde (der Fels), 1937-40 kaufmännischer Angestellter bei Siemens und Halske. Aktives Mitglied der Gesellschaft georgischer Bürger in Deutschland e.V./ Georgische Kolonie in Deutschland e.V. (1926 Mitglied des Vorstands, 1932/35 Schriftführer).2) Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Mitarbeiter in der Schriftleitung des Deutschen Kurzwellensenders, Abteilung Orient. Unmittelbar nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion freiwillige Meldung zur Wehrmacht, Dienst als Wehrmachtsgefolge im Stab des Armeeoberkommando 11, Abteilung 1c/A.O.(Mai-August 1942), im Stab der Heeresgruppe A beim Propaganda-Abschnitts-Offizier A (ab August 1942) und im Georgischen Verbindungsstab (ab Juni 1944), ausgezeichnet mit dem Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern und der Tapferkeits- und Verdienstauszeichnung für Angehörige der Ostvölker II. Klasse in Silber. August 1944 Eintritt in die Waffen-SS, Dienst als Waffen-Obersturmführer im SS-Panzer-Grenadier-Ausbildungs-und-Ersatzbataillon 1 und der SS-Kavallerie-Ausbildungs-und-Ersatz-Abteilung 8.3) Zuletzt Einsatz im Partisanenkampf in Norditalien als Kommandeur des 1. Schwadrons der Waffen-Gruppe „Georgien“ im Kaukasischen Waffen-Verband der SS.4) 1945 Übertritt zu italienischen Partisanen in Osoppo, anschließend Festnahme durch die italienische Polizei.5) 1945-1947 in britischer Kriegsgefangenschaft, danach nach Österreich transportiert. Seit 1950 in München, Arbeit als freiberuflicher Journalist. 1958 Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft. In der Nachkriegszeit Vorsitzender der georgischen Kolonie in der BRD und Fortsetzung seines antisowjetischen Engagements als Repräsentant der Georgischen Nationalen Organisation im Antibolschewistischen Block der Nationen (ABN), ab 1954 als dessen Generalsekretär. Am 22. Mai 1966 gestorben, zwei Tage darauf tot in seiner Münchner Wohnung aufgefunden, der Verdacht eines politischen Anschlages konnte durch eine polizeiliche Obduktion ausgeschlossen werden.6) Nach einer Trauerfeier auf dem Münchner Nordfriedhof mit Reden antisowjetischer Kampfgefährten und Freunden Überführung des Sarges nach Paris.7) Im georgischen Teil des Friedhofes von Leuville-sur-Orge beigesetzt.8) In erster Ehe von 1926 bis zu ihrem Tod 1933 mit der Georgierin Vanda-Natal'ja, geb. Kokočev (Kokočašvili),9) in zweiter Ehe ab 1937 mit der georgischen Stenotypistin Ethery, geb. Lordkipanidze, verheiratet.10) Eine Tochter: Nathela-Dawar, geb. am 24. Februar 1939.
Bilder
Adressen
W Marburgerstr. 17 b. Kant (1922-23), W Nürnbergerstr. 64 b. Richter (1923-24), W Spichernstr. 15 b. von Stahl (1924), Charlottenburg Wilmersdorferstr. 56 b. von Borucki (1924-25), Adlershof Flugplatz 4 (Wohnheime, 1925-1928), SO 36 Beermannstr. 6 (1928- mind. 1938), SO 36 Mächtigstr. 12 (mind. 1941-45), Flüchtlingslager St. Martin (Fellach bei Villach, 1947), Ignaz Harrerstr. 92/94 (Salzburg, 1947-1950), Regierungs-Durchgangslager (Dachau, 1950), Ungererstr. 86/3 b. Siegl (München, 1950-52), Hermann-Vogel-Str. 25 b. Haselbeck (München, 1952), Echingerstr. 15b b. Felsner (München, 1952-56), Schweigerstr. 4/IV b. Hübner (München, 1956-59), Holzstr. 51/III (München, ab 1959).
Schriften
Monographien
- The Truth about A.B.N. An Answer to the Provocations of Moscow's Fifth Column in the West, Munich 1960.
Artikel und Beiträge
vor 1945
- Zu der Veröffentlichung: Professor R. Meckelein „Aus der Geschichte des georgischen Buchdrucks“, in: Klde (Der Fels), Jg. 1. Heft 5/6, 1936. o.S.
- (unter dem Pseudonym Dr. N. Nakuraschwili) Georgien, in: Antikomintern (Hrsg.): Der Weltbolschewismus. Ein internationales Gemeinschaftswerk über die bolschewistische Wühlarbeit und die Umsturzversuche der Komintern in allen Ländern, 1938 erneut aufgelegt, Berlin 1936, S. 450–453.
nach 1945
- Die Konzeption des ABN und die Politik der Vereinigten Staaten, in: ABN-Korrespondenz, Jg. 7, Nr. 8/9, 1955, S. 3-4.
- Fürst Niko Nakaschidse über die Ukraine und das deutsch-ukrainische Problem [Interview], in: Ukraine in Vergangenheit und Gegenwart, Jg. 4, Nr. 2/3, 1955, S. 79-81.
Literatur
- 40 Jahre Kampf für die Befreiung Georgiens. Fürst Niko Nakaschidse am Beginn eines neuen Dezenniums seiner politischen Tätigkeit, in: ABN-Korrespondenz, Jg. 7, Nr. 6/7, 1955, S. 7-8.
- A Lifetime For The Fatherland, in: ABN Correspondence, Jg. 17, Nr. 4, 1966, S. 1-3.
- In Memory Of ABN Secretary-General, in: ABN Correspondence, Jg. 17, Nr. 5, 1966, S. 20-21.
- Eintrag „Nikolaus Fürst Nakaschidse“, in: Munzinger Online/Munzinger Personen, https://www.munzinger.de/document/00000006990 (zuletzt abgerufen am 13.6.2022).
- Angelika v. Schuckmann: In Memoriam Fürst Niko Nakaschidse. Ein Ritter mit offenem Visier. Nachruf auf den Georgier, in: Deutsches Adelsblatt, Jg. 5, 1966, S. 140.
Referenzen
Schlagworte
Empfohlene Zitierweise
Nakašidze, Nikolaj (Niko), in: Kavkazskij Berlin. Nachschlagewerk zur kaukasischen Emigration im Berlin der Zwischenkriegszeit (https://kavkazskij-berlin.de/doku.php?id=kurzbiographien:nakasidze_nikolaj), abgerufen am 2024/10/15 03:56.