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Münşi, Hilal

Hilal Münşi (in dt. Schreibweise: Hilal Munschi, 1899-1994) – Stipendiat der Aserbaidschanischen Republik, Journalist, Übersetzer, Dolmetscher, Exilpolitiker und bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs eine der prägendsten Gestalten der aserbaidschanischen Emigration in Deutschland

Leben

Am 12.jul./25. April 1899 als Sohn eines Großkaufmanns in Schuscha geboren.1) 1918 Abschluss der Realschule seiner Heimatstadt. Danach bis 1919 Büroangestellter im aserbaidschanischen Ministerium für Landwirtschaft und Staatsbesitz in Baku. Im Frühjahr 1920 Ankunft in Berlin als Stipendiat der Aserbaidschanischen Republik. Studium im Fach Bergbau an der Technischen Hochschule Berlin (1920-1930), anschließend zwei Semester am Deutschen Institut für Zeitungskunde Berlin (1930). Anfang der 30er Jahre journalistische Tätigkeit mit Fokus auf Aserbaidschan, Kaukasien und die Sowjetunion hauptsächlich für deutschnationale Zeitungen, Veröffentlichung der Broschüre Die Republik Aserbeidschan (1930). Ab 1933 Experte für Kaukasien und den Nahen Osten in Institutionen des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda: Mitarbeiter in der Presseabteilung der Antikomintern (1935/36) und Dozent an der Reichspresseschule (1937-1939). Von Oktober 1939 bis Februar 1945 verantwortlicher Schriftleiter in der türkischen Redaktion des Reichsrundfunks und Übersetzungsarbeiten für das Auswärtige Amt. In den 20er/30er Jahren führendes Mitglied der aserbaidschanischen Kolonie in Berlin. 1928 auf Beschluss von Müsavat und Aserbaidschanischem Nationalzentrum mit der Leitung der politischen Arbeit in Deutschland beauftragt, seitdem Vorsitzender des Selbständigkeitskomitees von Aserbeidschan in Deutschland. 1930 Spiritus rector der Kampagne orientalischer Emigranten gegen Essad Bey. Ab 1932 Redaktionsmitglied und Technischer Redakteur der in Berlin erscheinenden Müsavatorgane. 1936 Aufnahme in die Parteiführung der Müsavat (Divan) auf dem Warschauer Parteitag. Ende Februar 1945 Flucht aus Berlin nach Konstanz und Annahme des Decknamens Mehmet Lutfi Subatay, um einer drohenden Ausweisung in die Sowjetunion zu entgehen. 1948/49 Aufbau und Leitung einer aserbaidschanischen Gruppe, die zusammen mit anderen sowjetischen Emigranten unter Prof. Gerhard von Mende für den britischen Geheimdienst zur Minderheitenfrage in der Sowjetunion arbeitete. 1950 Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft. 1951 kurzzeitig wissenschaftliche Hilfskraft am Orientalischen Seminar der Universität Münster. Von November 1951 bis Ende April 1969 im Auswärtigen Dienst als Dolmetscher und Übersetzer an den Vertretungen der BRD in Istanbul und Ankara. Am 22. August 1994 in Bad Honnef gestorben. Ebenda auf dem Neuen Friedhof, Feld Anonym I, beerdigt. Zweimal verheiratet: 1945-1955 mit Margot, geb. Nau, ab 1956 mit Anna Frieda, geb. Knothe. Kinderlos.

Bilder

Adressen

Kantstr. 160 b. Fürst (1920-40), Kantstr. 21 (1940-mind. 42), Prinz-Friedrich-Leopoldstr. 43 (1945), Neugasse 37 (Konstanz, 1945), Döbelestr. 12 (Konstanz, 1945-46), Alter Graben 21 (Konstanz, 1946-48), Senne I bei Bielefeld (1948-49), Holzhausen (1949), Bandelstr. 9 (Detmold, 1949), Lützowstr. 8 (Detmold, 1949-51), Birkenweg 7 (Bad Honnef, bis 1994)

Schriften

Monographien

Artikel und Beiträge

auf Deutsch

auf Französisch

auf Türkisch

Literatur

Referenzen


1) Diese Kurzbiographie bezieht sich - so nicht anders angegeben - auf die entsprechende Kurzbiographie in: Johannes Schnelle: „Der Feind meines Feindes“. Die Müsavat und das nationalsozialistische Deutschland (1933-1939), Berlin 2020 [Masterarbeit], S. 86-87.

Empfohlene Zitierweise

Münşi, Hilal, in: Kavkazskij Berlin. Nachschlagewerk zur kaukasischen Emigration im Berlin der Zwischenkriegszeit (https://kavkazskij-berlin.de/doku.php?id=kurzbiographien:muensi_hilal), abgerufen am 2024/10/18 07:42.

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